Spanish Town, Jamaika

Admiral Rodney Memorial am zentralen Platz "The Park" in Spanish Town

Spanish Town liegt nur 20 Kilometer westlich von Kingston  1  und ist schon fast mit der Hauptstadt zusammengewachsen. Die Industriezone der Hauptstadt erstreckt sich bereits in Spanish Town. Der Ort hat rund 100.000 Einwohner, von denen viele am Stadtrand in großen Slums leben.

Gegründet wurde Spanish Town im Jahr 1523 von den Spaniern, die ihr damals den Namen Villa de la Vega– Stadt in der Ebene - gaben. Anno 1655 wurde der Ort von den Briten erobert, die viele der spanischen Gebäude verbrannten. Sie benannten die Siedlung in Spanish Town um und machten sie zur Hauptstadt. Erst im Jahr 1872 wurde Spanish Town von Kingston  1  als Hauptstadt abgelöst.

Die alte Hauptstadt hat einige Sehenswürdigkeiten zu bieten, jedoch erinnert an die spanische Zeit nur noch der Name des Ortes. Die wichtigsten und schönsten Gebäude befinden sich um den zentralen Platz von Spanish Town 19, der einfach "The Park" genannt wird. An der Südseite stehen die Ruinen des Gerichtsgebäudes, das im Jahr 1986 durch ein Feuer zerstört wurde. Das Gericht wurde im Jahr 1819 gebaut und diente zunächst als Kapelle und Rüstkammer.

An der Westseite des zentralen Platzes steht das Old King’s House 21, das ebenfalls abbrannte, allerdings schon im Jahr 1925. Gebaut wurde das Haus anno 1762 als Gouverneurssitz. Im Jahr 1995 wurde das Old King’s House 21 mit Hilfe der UNESCO restauriert und nun ist in dem Gebäude das Archäologische Institut von Jamaika untergebracht. Die dazugehörigen Stallungen blieben vom Feuer verschont und bieten heute dem Jamaican People’s Museum of Crafts and Technology einen schönen Rahmen. Das kurz genannte Folk Museum beherbergt einige interessante Stücke aus dem Handwerk und der Landwirtschaft und bietet einen Überblick der Entwicklung vom "Ol’Time Jamaica" bis hin zu modernen Zeiten.

An der Ostseite des Platzes steht das House of Assembly 22, das im Jahr 1762 erbaut wurde. Das Gebäude diente als Tagungsort der Abgeordnetenversammlung der britischen Kolonie, heute sind in dem Haus die Büros der Kreisverwaltung untergebracht.

An der Nordseite schließlich steht das Rodney Memorial 23, das zu Ehren von Admiral George Rodney errichtet wurde, der Jamaika im Jahr 1782 erfolgreich vor den Franzosen verteidigt hatte. Das Denkmal von dem englischen Künstler John Bacon wurde aus Marmor gefertigt und stellt Rodney in römischen Kaisergewändern dar. In dem Gebäude hinter dem Denkmal ist das jamaikanische Archivs Office untergebracht, in dem Dokumente aus über 300 Jahren Kolonial- und später Staatsgeschichte aufbewahrt werden.

Aber auch abseits des zentralen Platzes findet man in Spanish Town 19 interessante Gebäude, die einen Besuch lohnen, wie zum Beispiel die St. Jago de la Vega Cathedral, dem Sitz des anglikanischen Bischofs von Jamaika. Die Kirche wurde im Jahr 1714 erbaut und gilt damit, nach Fort Charles 18 in Port Royal 16, als zweitältestes Gebäude aus der Kolonialzeit. Im Inneren birgt die Kathedrale Gedenktafeln für gefallene Offiziere und in den Boden eingelassene Gradsteinplatten, die teilweise aus dem 17. Jahrhundert stammen. An der südlichen Außenwand sind negroide Wasserspeier zu sehen, die vermutlich einzigartig auf der Welt sind.

Parallel zum Verlauf der Hauptstraße Richtung Kingston  1  überquert eine Brücke den Rio Cobre. Die Iron Bridge wurde in der Zeit zwischen 1801 und 1810 errichtet und ist damit die älteste Eisenbrücke der ganzen Karibik. Nur wenig Kilometer östlich von Spanish Town 19 liegt das White Marl Taino Museum 25. Auf dem Gelände werden Werkzeuge und Schmuck der Ureinwohner sowie ihre Geschichte vor der Ausrottung durch die Spanier gezeigt.